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Valeria Dahm
Valeria Dahm ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte an der Technischen Universität München Medizin. Besonders wichtig ist ihr, dem neugierigen Leser Einblick in das spannende Themengebiet der Medizin zu geben und gleichzeitig inhaltlichen Anspruch zu wahren.
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Eva Rudolf-Müller
Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.
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MCH, MCHC, MCV und RDW sind wichtige Werte einer Blutuntersuchung. Sie können helfen, die Ursache einer Blutarmut (Anämie) zu diagnostizieren – also ob zum Beispiel zu wenig rote Blutkörperchen (Erythrozyten) oder zu wenig roter Blutfarbstoff (Hämoglobin) für den Sauerstofftransport zur Verfügung stehen. Erfahren Sie hier, was die Abkürzungen MCH, MCV, MCHC und RDW bedeuten und welche Aussagekraft ihre Messwerte haben!
Was sind MCH, MCHC, MCV und RDW?
MCH, MCHC, MCV und RDW sind vier Laborwerte, die Hinweise auf die Funktionsfähigkeit der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) geben – also ihre Fähigkeit, Sauerstoff zu transportieren. Für diesen Transport wird der Sauerstoff an den roten Blutfarbstoff in den Erythrozyten (Hämoglobin genannt) gebunden. MCH, MCHC und MCV werden auch als Erythrozyten-Indices bezeichnet.
MCH-Wert
Das MCH (mean corpuscular haemoglobin) gibt den durchschnittlichen Hämoglobin-Gehalt eines einzelnen Erythrozyten an. Statt MCH-Wert findet sich manchmal auch der Begriff HbE-Wert.
MCHC-Wert
Im Gegensatz zum MCH beschreibt die MCHC (mean corpuscular haemoglobin concentration) die mittlere Konzentration des Hämoglobins in den Erythrozyten – also den Anteil des Hämoglobins an der Gesamtmasse der Erythrozyten. Der MCHC-Blutwert lässt sich berechnen, indem man das MCH durch das MCV dividiert.
MCV-Wert
Das MCV (mean corpuscular volume) ist das mittlere Volumen eines einzelnen Erythrozyten. Meistens verändern sich der MCH-Blutwert und der MCV-Blutwert gleichsinnig. Ist beispielsweise das MCH zu niedrig, ist meist auch das MCV zu niedrig.
RDW-Wert
Die RDW (red cell distribution width) wird auch mit dem Begriff Erythrozytenverteilungsbreite (EVB) übersetzt. Der RDW-Blutwert ist ein Maß für die Volumenunterschiede, also die Größenstreuung der Erythrozyten.
Die meisten der gängigen Laborgeräte, die zur Blutanalyse verwendet werden, berechnen anstelle des RDW-Wertes die statistischen Größen RDW-SD und RDW-CV. Die RDW-SD ist ein Maß für die „Unterschiedlichkeit“ (Variabilität) der Erythrozytengröße. Die RDW-CV ist der Variationskoeffizient der Erythrozytengröße (in Prozent). Er wird berechnet, indem die Standardabweichung der Erythrozytengröße mit 100 multipliziert und das Ergebnis durch MCV dividiert wrid.
Wann bestimmt man MCH, MCHC, MCV und RDW?
Eine verringerte Anzahl an Erythrozyten im Blut bezeichnet man auch als Blutarmut (Anämie). Sie kann viele verschiedene Ursachen haben. Die Bestimmung von MCH, MCHC, MCV und RDW hilft, die richtige Ursache zu finden.
Normalwerte von MCH, MCHC, MCV und RDW
Generell sollten Sie sich von abweichenden Ergebnissen zunächst nicht verunsichern lassen. Zum einen unterliegen die Messwerte tageszeitlichen Schwankungen und äußeren Einflüssen. Zum anderen können sich die Normbereiche von Labor zu Labor leicht unterscheiden. Ihr Arzt wird Ihnen in einem persönlichen Gespräch Ihre Werte erklären. Die folgenden Tabellen sollen deshalb nur als Anhaltspunkt dienen:
MCH | Normbereich |
bis 1 Tag | 33 - 41 pg |
2 bis 6 Tage | 29 - 41 pg |
7 bis 37 Tage | 26 - 38 pg |
38 bis 50 Tage | 25 - 37 pg |
51 Tage bis 10 Wochen | 24 - 36 pg |
11 bis 14 Wochen | 23 - 36 pg |
15 Wochen bis 10 Monate | 21 - 33 pg |
11 Monate bis 3 Jahre | 23 - 31 pg |
4 bis 12 Jahre | 25 - 31 pg |
13 bis 16 Jahre | 26 - 32 pg |
ab 17 Jahre | 28 - 33 pg |
Das Kürzel "pg" steht für Pikogramm.
MCHC | Normbereich |
bis 1 Tag | 31 - 35 g/dl |
2 bis 6 Tage | 24 - 36 g/dl |
7 bis 23 Tage | 26 - 34 g/dl |
24 bis 37 Tage | 25 - 34 g/dl |
38 Tage bis 7 Monate | 26 - 34 g/dl |
8 bis 14 Monate | 28 - 32 g/dl |
15 Monate bis 3 Jahre | 26 - 34 g/dl |
4 bis 16 Jahre | 32 - 36 g/dl |
ab 17 Jahre | männl.: 32 - 36 g/dl weibl.: 32 - 35 g/dl |
Das Kürzel "g/dl" steht für Gramm pro Deziliter.
MCV | Normbereich |
bis 1 Tag | 98 - 122 fl |
2 bis 6 Tage | 94 - 135 fl |
7 bis 23 Tage | 84 - 128 fl |
38 bis 50 Tage | 81 - 125 fl |
51 Tage bis 10 Wochen | 81 - 121 fl |
11 bis 14 Wochen | 77 - 113 fl |
15 Wochen bis 7 Monate | 73 - 109 fl |
8 bis 10 Monate | 74 - 106 fl |
11 bis 14 Monate | 74 - 102 fl |
15 Monate bis 3 Jahre | 73 - 101 fl |
4 bis 12 Jahre | 77 - 89 fl |
13 bis 16 Jahre | 79 - 92 fl |
ab 17 Jahre | männl.: 83 - 98 fl weibl.: 85 - 98 fl |
Das Kürzel "fl" steht für Femtoliter.
RDW | Normbereich |
alle Altersstufen | 11,9 - 14,5 % |
Wann sind MCH, MCHC, MCV und RDW erniedrigt?
Wenn der MCV- und MCH-Wert zu niedrig sind, spricht man von einer hypochromen mikrozytären Anämie, also einer Blutarmut mit sehr blassen (geringer Hämoglobingehalt!) und kleinen Erythrozyten. Die häufigste Ursache ist ein Eisenmangel, wobei dabei manchmal auch die RDW erhöht und das MCHC zu niedrig sind.
Seltenere Ursachen sind Erkrankungen, bei denen die Bildung des Hämoglobins gestört ist (Hämoglobinopathien) wie bei der Thalassämie.
Wann sind MCH, MCHC, MCV und RDW erhöht?
Ist der MCH-Wert erhöht und gleichsinnig das MCV zu hoch, wird dies als hyperchrome makrozytäre Anämie bezeichnet: Die Erythrozyten sind durch das vermehrt enthaltene Hämoglobin stark gefärbt und vergrößert. Meist liegt ein Mangel an Vitamin B12 oder Folsäure vor. Die Vitamin-B12-Mangelanämie wird auch perniziöse Anämie genannt. Auch Alkoholismus kann die Ursache einer MCH-Erhöhung sein.
Sind bei einem Patienten MCH und MCHC erhöht, kann eine Kugelzellanämie (Kugelzellenanämie, Sphärozytose) vorliegen. Das ist eine angeborene Form von Blutarmut, bei der die sonst eher abgeflachten Erythrozyten eine Kugelform aufweisen.
Wenn MCV, MCH und MCHC erhöht sind, kann eine Störung der Messung durch sogenannte Kälteagglutinine der Grund sein. Kälteagglutinine sind bestimmte Antikörper, welche die Erythrozyten miteinander „verklumpen“, so dass das Volumen zu hoch und die Anzahl zu niedrig gemessen werden. Wärmt man die Probe an und misst erneut, sollte der MCHC-Blutwert im Normbereich liegen.
Ein erhöhter RDW-Wert zeigt sich unter anderem bei einem Mangel an Eisen, Vitamin B12 oder Folsäure sowie bei Erkrankungen, die auf einer gestörten Hämoglobin-Bildung beruhen (Hämoglobinopathien). Ein zu hoher RDW-Wert findet sich auch bei der Osteomyelofibrose (Erkrankung der blutbildenden Stammzellen) sowie bei einigen angeborenen Anämieformen, bei denen das Immunsystem eine Auflösung der Erythrozyten (Hämolyse) bewirkt.
Was tun bei verändertem MCH, MCV, MCHC und RDW?
Ihr Arzt wird Sie abhängig von der Grunderkrankung behandeln. Beispielsweise werden bei einem Eisen-, Folsäure- oder Vitamin-B12-Mangel die fehlenden Stoffe als Tabletten gegeben. In manchen Fällen sind auch Bluttransfusionen nötig, wenn die Anämie zu ausgeprägt ist. Eine oder mehrere Kontrollmessungen geben im Verlauf Aufschluss darüber, ob sich die Werte von MCH, MCV, MCHC und RDW wieder normalisieren und die Therapie erfolgreich ist.
Autoren- & Quelleninformationen
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Datum :
Wissenschaftliche Standards:
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Vorlage:
Dr. med. Karlheinz Zeilberger
Autoren:
Valeria Dahm
Valeria Dahm ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte an der Technischen Universität München Medizin. Besonders wichtig ist ihr, dem neugierigen Leser Einblick in das spannende Themengebiet der Medizin zu geben und gleichzeitig inhaltlichen Anspruch zu wahren.
Eva Rudolf-Müller
Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.
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Quellen:
- Fischbach, F. & Dunning, M.: A Manual of Laboratory and Diagnostic Tests, Lippincott Williams & Wilkins, 8. Auflage, 2009
- Gressner, A. & Arndt, T.: Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik, Springer-Verlag, 2. Auflage, 2013
- Haferlach, T. et al.: Taschenatlas Hämatologie: Mikroskopische und klinische Diagnostik für die Praxis, Thieme-Verlag, 6. Auflage, 2012
- Hagemann, O.: Laborlexikon, www.laborlexikon.de (Abruf: 20.03.2019)
- Schäffler, A.: Laborwerte für Heilpraktiker, Georg Thieme Verlag, 2014
- Universitätsklinikum Essen, Zentrallabor: Referenzwerteverzeichnis für Erwachsene und Kinder (Stand: Juni 2018)